Obwohl bei Büchern am meisten gegendert wird, ist der Gesamtanteil an Gendersprache insgesamt auch in dieser Kategorie gering. 87,2 Prozent der zusätzlich untersuchten Einträge verzichteten komplett auf inklusive Ansprache.
Mit nur einer Ausnahme wurden bei allen gegenderten Beschreibungen Paarformen zur Steigerung der Inklusivität genutzt. Darunter fallen Formulierungen, die sowohl die männliche als auch die weibliche Bezeichnung explizit nennen, etwa „Lehrerinnen und Lehrer” oder Ähnliches. Die Ausnahme kommt aus dem Bereich Buch und setzt stattdessen auf Doppelpunkte zur Veranschaulichung. Die einzige Nutzung eines geschlechtsneutralen Begriffs („Lehrkräfte”) ließ sich ebenfalls im Infotext eines Buches finden, bei dem gleichzeitig zusätzlich die Paarform verwendet wird.
Ein Hauptgrund für den Verzicht auf gendergerechte Sprache liegt beim von Amazon verwendeten Algorithmus. Suchen Interessenten nach bestimmten Schlagwörtern, ist es für die Verkäuferinnen und Verkäufer von entscheidender Bedeutung, dass sie möglichst weit oben in der Liste der Suchergebnisse angezeigt werden. Die Verwendung von inklusiven Begriffen kann dafür sorgen, dass Produkte unter Umständen im Ranking weiter nach unten rutschen.
Stefan Gutheil, Gründer von ICONIC SALES und Amazon-Experte, bewertet die Ergebnisse: „Es liegt natürlich in der “Natur” einiger Produkte, dass sie sich nur an ganz bestimmte Zielgruppen wenden. Gerade in der Kategorie Beauty finden sich Waren, die von vorneherein nur an Frauen vermarktet werden sollen, weshalb viele Anbieterinnen und Anbieter in solchen Fällen auf Inklusion verzichten. Hinzu kommt, dass vielfach in etlichen Produktbeschreibungen schlichtweg keinerlei Begriffe vorkommen, die sich gendern ließen. Jedoch verpassen die meisten Anbieterinnen und Anbieter selbst in den wenigen Fällen, bei denen eine Genderformulierung möglich wäre, die Chance zur besseren Anschlussfähigkeit und Minderung von Barrieren. Das liegt, neben den Keywords, die auch in der Suche der Nutzerinnen und Nutzer in den seltensten Fällen mit Genderformen versehen werden, auch den Kosten, die durch Produktbeschreibungen entstehen. Je länger, desto teurer. Produktbeschreibungen bleiben also weniger inklusiv, solange Händlerinnen und Händler monetäre Verluste durchs Gendern verbuchen müssen.